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Making of… abgeSTIMMT: DIE GEWINNER*INNEN

Interview mit Willi aus dem Bass I

„Frauen sind unergründlich“ findet unser Mitsänger Willy. Und er muss es wissen, schließlich ist er Psychologe. Wenn also nicht einmal die Experten das schöne Geschlecht verstehen, dann können auch alle anderen Männer beruhigt aufatmen. Dieses Nicht-Verstehen macht ja auch den gewissen Reiz aus. Schlaflose Nächte, aufgeregte Hoffnung, verzweifeltes Bangen. Wie langweilig wäre ein Leben ohne dieses Gefühlschaos. Und wie groß das Glück, wenn nach langem Zappeln die Liebe erwidert wird.

Einer der erfolgreichsten US-Musiker, Billy Joel, hat darüber viele Lieder geschrieben – er hatte ja auch viele Frauen, ist heute in vierter Ehe verheiratet. Eines seiner schönsten Liebeslieder widmete er allerdings seiner ersten Frau und damaligen Managerin Elizabeth. Sie war taff und für knallharte Verhandlungen bekannt – beruflich und privat. Aber genau damit rettete sie ihren finanziell angeschlagenen Mann vor dem Ruin. Auf den Kommentar hin, dieses resolute Auftreten sei unfeminin, erwiderte Joel nur: „She’s always a woman to me“.

Diese Frauenpower fand auch der Bass 1 anziehend und stimmte so für den Joel-Hit aus 1977. Das Chorarrangement stammt wie schon so oft von Musikgenie Oliver Gies. Näheres verrät uns Willy im Interview.


Lieber Willy, wie bist du ausgerechnet auf dieses Lied gekommen?

Auf Anhieb kannte ich gar nicht so viele Chorlieder. Aber ich fand die Idee toll, selber Vorschläge machen zu dürfen. Deshalb habe ich erstmal ganz unabhängig von Chorarrangements überlegt: Zu der Zeit hatte ich eine Phase, in der ich viel Billy Joel hörte. Und so erstellte ich von ihm einfach meine Top 3. Da war auch „Always a woman“ dabei. Die Google-Suche lieferte hier Treffer zu einem Chorsatz von Oliver Gies, den ich schon immer gut fand. Und eine Leseprobe ergab eine gute Strophenverteilung innerhalb der Stimmgruppen. Das war mir wichtig, denn zu oft übernimmt der Bass nur den Begleitgesang. Hier aber darf er Teile der Melodie selbst singen. Ganz demokratisch eben – passend zu abgeSTIMMT(lacht).


Hat denn der Liedtext eine spezielle Bedeutung für dich?

Das hatte er anfangs nicht. Da hatte mir einfach nur die Melodie gefallen und den Text hatte ich lediglich oberflächlich wahrgenommen. Erst später ist mir dieses ironische Element aufgefallen: Da geht’s ja darum, dass ein Mann blind ist vor Liebe. Einerseits zählt er so viele Gründe auf, warum diese Beziehung nicht funktionieren kann. Und trotzdem bekennt er sich nach wie vor zu dieser Frau. Logische Argumente prallen ab, alles was zählt ist das Gefühl. Und das bewundere ich – mir selbst fällt das eher schwer, dafür bin ich zu verkopft. Aber Billy Joel öffnet da ein Ventil bei mir. Er spricht mir oft aus der Seele.


Und wie gefällt dir die Chorversion?

Die ist einfach wunderbar (lacht). Dirigiert wird das Stück ja von unserem stellvertretenden Chorleiter Jörg. Und er macht das mit einer solchen Leidenschaft und so viel Charisma. Man merkt einfach, dass er für dieses Lied brennt und ihn der Text ebenfalls stark anspricht. Je nach Lied von Markus oder Jörg dirigiert zu werden ist sowieso eine gute Mischung. Beide haben ihren eigenen Stil. Und gemeinsam ist ihnen, dass sie den Chor gut im Griff haben, Fokus erwarten und jedes Jahr Höchstleistungen abverlangen.


Wie lange singst du denn schon im Chor?

Angefangen hatte ich in der Schulzeit. Ich komme gebürtig aus der Nähe von Ulm und sang dort insgesamt 14 Jahre in einem Oratorienchor. Seit dem Studium in Regensburg singe ich bei den Jazznuts, dem A-cappella-Chor der Uni. Die Regensburger Chorphilharmonie hatte ich kurzzeitig ebenfalls ausprobiert. Und 2013 kam ich über unseren früheren Notenwart Sam schließlich in den Heart Chor. Sam kenne ich vom Fliegen – wir sind beide Hobbypiloten und fliegen beim Regensburger Luftsportverein Segel- und Motorflugzeuge.


Du singst also in mehreren Chören gleichzeitig?

Da ich zurzeit einfach lieber modernes und abwechslungsreiches Repertoire singe, bin ich nur noch bei den Jazznuts dabei und eben im Heart Chor. In letzterem singe ich von Beginn an im Bass 1. Dieses lockere und sonore Singen dort mag ich einfach. Ich freue mich aber jedes Mal, wenn ich den Tenor unterstützen kann und auch der Bass anspruchsvolle Parts übernehmen darf. Bei den Jazznuts zum Beispiel wechselte ich zwischenzeitlich in den Tenor, da hier öfter die Melodie gesungen wird und mich die hohen Töne angenehm herausfordern. Letztlich reizt es mich aber, an den Grenzen der beiden Männerstimmgruppen zu singen. Für mich haben deswegen sowohl der Tenor 2 als auch der Bass 1 ihre Schokoladenseiten.


Und was bedeutet das Singen für dich generell?

Für mich ist Chorgesang Psychohygiene! Mir geht es nach dem Singen immer besser als zuvor. Ich kann abschalten und entspannen. Und gleichzeitig ist das Singen ein gutes Stimmtraining für mich. Das kommt mir in meinem Beruf zu Gute, in dem ich ja viel reden muss. Außerdem legt unser Chorleiter Markus viel Wert auf das Warm-up, das nicht nur aus Singübungen besteht, sondern auch aus Körperarbeit. Wir strecken, dehnen, fühlen unseren Körper und kommen damit in guten Kontakt mit uns selbst.


Welchen Wunsch hast du für unser nächstes Konzert?

Dass die Auftritte erfüllend sind und Spaß machen! Von der Leistung her sind die Konzerte ja die logische Folge der Proben. Und dort haben wir bereits gezeigt, dass wir es können. Jetzt fehlen also nur noch das von Billy Joel besungene „Gefühl“ und das „Abschalten des Kopfes“. Am besten gelingt mir das, wenn ich auswendig singe. Dann kann ich mich viel besser auf Chor und Chorleiter konzentrieren und es entsteht ein einmaliges Gemeinschaftserlebnis, das uns richtig zusammenschweißt. Wenn dann noch positive Reaktionen aus dem Publikum kommen, umso besser (lacht).


Lieber Willy, vielen Dank für das Interview!