20.06.2020

Wann ist ein Chor ein Chor?


... und dann kam Corona. 

Wir waren im Februar gerade mitten im Projektbeginn (dazu bald mehr) und hatten gerade beschlossen, der Termin sollte Herbst 2021 sein (ja, wir planen etwas Großes) – da bricht etwas über uns herein, das wir wortwörtlich nur aus Filmrealitäten kannten: eine Pandemie. 

Noch bevor das Probenverbot oder die Kontaktbeschränkungen ausgesprochen wurden, haben wir unseren Probenbetrieb eingestellt. Denn: Nichts geht über die körperliche Unversehrtheit unserer Sänger*innen, zumindest soweit wir das unter Kontrolle haben. 

Dieser Kontrollverlust war natürlich ein "shock to the system" und stellt besonders die Chorarbeit vor ganz neue Herausforderungen. In den letzten Tagen habe ich oft etwas über die Perspektivenlosigkeit der Kunst- und Kulturszene gelesen, aber was heißt das für uns, die wir nicht von dieser Kunst leben? 

Onlineproben, digitale Angebote – das haben wir umgesetzt und wie mit allem Digitalen neue und durchaus auch gute Erfahrungen damit gemacht. Wir werden mit Sicherheit noch eine ganze Zeit bei einem Mischkonzept bleiben müssen (und hoffen auf digitale Quantensprünge bei der Latenz), denn wir haben die Zahlen im Auge, wir haben die Entwicklungen im Auge, wir haben das Risiko im Hinterkopf. Ab dem 22. Juni sind Proben wieder erlaubt. Unser Hygienekonzept ist strenger als gefordert, denn: nichts geht eben über die köperliche Unversehrtheit unserer Sänger*innen. (Anfragen dazu bitte an info@heartchor.de)

Damit nehmen wir die Probenarbeit als Kleingruppen in der Präsenz wieder auf und können an den Dingen arbeiten, die digital nicht funktionieren: Sound, Groove, Timing. Trotzdem stelle ich mir die Frage: Was macht den Chor zum Chor? Klar, wir sind dann jetzt erstmal viele kleine Vocal Groups und wir hoffen, dass sich diese neue Gesangserfahrung eher positiv niederschlägt. Und doch ist es so, dass wir gerne ein großer Chor sind – wir mögen die Kraft der vielen Individuen, die Vielstimmigkeit, die Stärke der Gruppe. 

Als Vorsitzende stelle ich mir die Frage, wie können wir Zusammenhalt schaffen? Wie die Gemeinschaft spürbar machen? (Fast) alle sind bildschirmmüde, die Sehnsucht nach dem lockeren Zusammensein ist spürbar. Meine persönlichen Strategien und die, die wir im Chor nun umsetzen sind der Fokus auf das neue Projekt, gemeinsames Online-Karaoke und viel Mitspracherecht, mit wem man in der Kleingruppe singt. Wir können nur hoffen, dass es reicht. Das jedoch macht mir Mut: die Erkenntnis, dass viele Freundschaften unter unseren Heart Chor-Leuten bestehen und alle Lust auf die Zukunft haben – so unbestimmt sie im Moment auch sein mag.

KH